Samstag, 30. Oktober 2010

Dreck.

Ein kleiner Einblick in die Reiseplanung von Michael und Sebastian. . . Micha: „Scheiße, und du meinst wirklich wir müssen nach New South Wales fahren um die Registrierung des Autos auf uns umschreiben zu lassen???“ Sebastian: „Naja, sieht so aus. . . online scheints ja ohne account und Führerschein aus New South Wales nicht zu gehen!“ Michael: „mmh, dann geht es eben morgen dahin. Lass uns nach Mildura fahren. . .siehst du. . . da! Das ist diese Stadt von der Jan erzählt hat. Dort soll es wohl viel Plantagen- und Farmarbeit geben. Dann können wir die Benzinkosten wieder aufarbeiten! Mal sehen, wie weit ist es denn. . . WAAAS, 600km!!!!“

Und so ging es los. . . Eben noch auf kurvigen Straßen, an steilen Küsten und endlosen Stränden entlang, fuhren wir nun, immer geradeaus, gen Norden. Es war wirklich wie im Film! Eine Straße und kein Ende in Sicht. Alle 70km mal ein kleines Kaff, mit Glück besaß dieses auch eine Tankstelle. Man hätte die Autos welche uns auf der Fahrt nach Mildura entgegenkamen ohne Probleme an vier Händen abzählen können.

7 Stunden später kamen wir erschlafft von der Fahrt, gebeutelt von der Hitze und mit zwei verkrampften Gasfüßen im Visitors Center an. Wir gingen nur noch schnell in die nebenan liegende Stadtbibliothek und nutzten den freien Internetzugang, dann suchten wir uns einen Platz zum schlafen. Die weitere Planung wurde erst einmal vertagt.

Am nächsten Morgen ging es über die victorianische Grenze ab nach Wentworth. bewaffnet mit unserem Kaufvertrag, den Versicherungspapieren und ein paar Werkstattberichten waren wir bereit James nun endlich offiziell zu unserem Eigentum erklären zu lassen. Dumm gelaufen. . . Man bügelte uns ab, mit den Worten: „Der Kaufvertrag ist nicht genug, ich brauche mindestens noch eine E-Mail oder die Registrierungsbriefe, als Bestätigung, dass das Auto wirklich rechtmäßig in euren Besitz übergegangen ist. Außerdem müsst ihr einen Wohnsitz in New South Wales haben, um das Auto hier anmelden zu können!“

Na SUPER!!! Wir hatten uns doch eigentlich vor dem Kauf gut über alles informiert, oder nicht!? Enttäuscht von dieser Pleite schrieben wir eine mail an den Verkäufer und baten um schnelle Hilfe. . . Wie lange würde es wohl dauern bis er schreibt, immerhin ist er gerade auf Bali??? Wir entschieden uns den Ärger erstmal zur Seite zu schieben, es würde sowieso noch eine Weile dauern bis wir eine Antwort bekämen!

Zurück in Mildura suchten wir also nach einem Job. . . über mehrere Stunden, viele gescheiterte Telefonate und lange Internetrecherche hinweg, fanden wir heraus das wohl momentan nicht viel los sei. . . IST JA TOLL!! Das einzige Angebot kam von einem Working Hostel aus einem 20 km entfernten Dorf. 2 Tage Arbeit wurden uns versichert, aber eine Woche müssten wir im Hostel wohnen. . .und natürlich auch bezahlen. Wir entschieden uns das Angebot anzunehmen. Die Enttäuschung war an diesem Tag schon zu groß, die Kraft zu zweifeln war gebrochen!

Angekommen bei der potentiellen neuen Heimat, öffnete uns ein leicht lumpig gekleideter Asiate mit Bier in der Hand und Zigarette im Mund die Tür. Wir begutachteten die Räumlichkeiten und verstanden schnell warum das Anwesen besser von einem blechernen Sichtschutz als von einem einladenden Holzzaun umrahmt worden war. Auch das außer dem Asiaten, er roch so ähnlich wie der Aufenthaltsbereich, nur ein Franzose und eventuell bald wir diese Unterkunft bewohnten bedurfte keiner weiteren Erklärung. Gab es da nicht diesen Film und hieß der nicht auch HOSTEL??



Wir waren ja schon viel gewohnt und durch unsere bisherige Reise auch gegen jede Art von Ekel, Stink und Unordnung abgehärtet, aber das. . . WAR HART! Wir entschieden uns dazu den Inhaber und Arbeitsvermittler erneut anzurufen. Wir erzählten ihm wir hätten eine andere Arbeit gefunden, welche in drei Tagen beginnt und könnten somit nicht länger als zwei Nächte bleiben. Leicht verärgert schloss er mit uns den Kompromiss, dass wir den Preis für die Unterkunft von 100$ auf 50$ pp reduzieren und wir statt 6 nun nur noch 2 Nächte bleiben würden. Arbeit gäbe es aber trotzdem.


Nach einer höchst erholsamen Nacht, im über alle Maßen komfortablen Bett standen wir um 6:30 auf und machten uns bereit für die Arbeit. Knapp eine Stunde später stand ein weißer Pick-up Truck vor der ausgeblichenen blaugrauen Wellblechmauer, an der wir warteten. Wir stiegen ein und wurden von Michael Smith begrüßt. Unser neuer Arbeitgeber machte einen durchaus freundlichen Eindruck. Michaels Holzfellerhemd, der Cowboyhut und seine kräftige Statur rundeten unsere Vorstellung vom australischen Farmer zusätzlich ab.

16$ pro Stunde Cash auf die Hand. . .WOW!!! Er sagte uns wir werden Wein pflanzen und wir konnten uns mit dieser Idee ganz gut anfreunden. Dann klatschte uns die Realität in ihrer vollen Eintönigkeit mitten ins Gesicht.
 
 
Die Aufgabe: 1. Laufe neben einem Traktor her und warte bis dieser ein Loch in die Erde gebohrt und mit Wasser gefüllt hat. 2. Steckte dann ein Stöckchen in die Erde und mische Wasser und Dreck um das Loch um die Pflanze zu verdichten. 3. Steh auf und lauf zum nächsten Loch. 


Nach 7 Stunden Arbeit ist der einzige Gedanke den man hat: 16$. Aber es wäre fasch zu sagen, dass alles wäre Zeitverschwendung gewesen. Irgendwo hat all das auch Spaß gemacht. Nicht nur im Dreck rumzuwühlen und wie in Kindertagen Matschburgen zu bauen. Vor allem das „Drumherum“ war einfach besonders. Damit sind nicht nur die durchaus unterhaltsamen Gespräche mit unserem Boss gemeint. Inmitten eines unfassbar riesigen Weinanbaugebiets zu arbeiten, in den Pausen frische Orangen aus eigenem Anbau zu essen und vorwiegend auf Ladeflächen und Anhängern transportiert zu werden vermittelte eine ziemlich geniale Atmosphäre. Unter all der Anstrengung genießt man die Einfachheit des Lebens! Nebenbei stinkt man, wird man dreckig und verdient Geld.

Nach unseren zwei Tagen Arbeit haben wir 250$ pro Person verdient und verabschieden uns dankbar von Hof und Haus!



Die Registrierung wartet. Zurück in der Stadtbibliothek checkten wir gespannt unsere E-Mails nach Neuigkeiten von unserem Verkäufer. Die Freude war groß als wir seine Nachricht im Postfach entdeckten.

Danach gingen wir zu unserer Bank. Denen erzählten wir, dass wir jetzt bei Michas Verwandten in New South Wales wohnen würden. Sie änderten unsere Adresse und gaben uns einen Ausdruck zur Bestätigung für die Fahrzeugstelle.

Unser Sachbearbeiter schien mit all dem auch sehr zufrieden gewesen zu sein und so waren wir nun endgültig, rechtmäßig und offiziell Besitzer eines Autos in Australien.

UND JETZT STEHT UNS NICHTS MEHR IM WEG!!!!


Basti

1 Kommentar:

  1. Ihr ärmsten :) Stellt euch mal vor wenn ihr diese Arbeit über 6 Wochen kostenlos machen müsstet. Das durfte ich nämlich machen.

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